Bakgård und die Idee eines öffentlichen Raums ohne Lärm
2025–11–25
2025–11–25
In einer Zeit voller visueller Reize und akustischer Überfrachtung versteht Jonas Bohlin Gestaltung als Möglichkeit, Bedeutung zu schaffen und Momente der Stille zu ermöglichen. Bakgård, die Serie aus massiven Holztischen und -bänken, die in diesem Jahr ihr fünfzehnjähriges Bestehen feiert, steht für einen demokratischen Zugang zum öffentlichen Raum. Ruhig, großzügig und beständig.
Text: Frida Jeppson Prime

Jonas Bohlin entwarf die Möbelserie Bakgård ursprünglich für seinen eigenen Garten. Fünfzehn Jahre später steht sie noch immer dort – ein stilles Zeugnis ihres Ursprungs.
Jonas Bohlin gehört zu den bekanntesten Designern Schwedens. Seit den frühen 1980er-Jahren prägt er mit Möbeln, Innenräumen, Leuchten, Architektur und Restaurantkonzepten das gestalterische Erbe des Landes. Für Nola entwarf er Bakgård, eine Serie aus massiven Holztischen mit Bänken, die nun seit fünfzehn Jahren in Gebrauch ist.
Heute findet man Bakgård auf öffentlichen Plätzen und in Restaurants. Ihren Ursprung aber hat die Serie an einem persönlichen Ort: dem Garten hinter Bohlins eigenem Haus in Gustavsberg, einem grünen Vorort von Stockholm mit reicher Handwerks- und Designtradition. Dort, in dem von ihm selbst entworfenen und gebauten Haus und Garten, entstand die erste Version von Bakgård.
Bohlin konzipierte die Möbel als Ort für Gespräche, Ruhe und alltägliche Rituale – ebenso wie für Arbeit und festliche Anlässe. Die Formensprache ist zurückhaltend, doch das Zusammenspiel der Materialien vielschichtig. „Ich mag es, wenn man versteht, wie etwas zusammengefügt ist“, sagt er. „Das Material soll für sich sprechen. Zu wissen, wie etwas montiert, geölt und langfristig erhalten wird, ist nicht nur funktional – es zeigt auch Respekt gegenüber dem Objekt.“
Materialität spielt in Bohlins Arbeitsweise eine zentrale Rolle. Die Wahl der Materialien versteht er als physische wie auch ethische Entscheidung. Er arbeitet am liebsten mit der Hand, fertigt Skizzen und Modelle selbst und hat eine klare Vorliebe für Holz. „Ich arbeite gern mit Materialien aus dem Wald. Sie wachsen nach und strahlen Wärme aus. Was den Körper berührt, sollte lebendig wirken“, erklärt er.
Aus dem privaten Garten fand Bakgård allmählich seinen Weg in den öffentlichen Raum. Als Innenarchitekt integrierte Bohlin die Möbelserie in neue Kontexte, etwa im Restaurant Aira auf Djurgården in Stockholm, wo die langen Tische auf natürliche Weise Gemeinschaft entstehen lassen.

„Am langen Tisch zeigt sich etwas Demokratisches. Er gehört niemandem, aber wird von allen genutzt.“
Das Format des langen Tisches hat in der zeitgenössischen Stadtgestaltung neue Bedeutung gewonnen. Doch wie Bohlin betont, ist es eine uralte Struktur der menschlichen Begegnung. Ein geteiltes System mit Platz für alle. „Am langen Tisch zeigt sich etwas Demokratisches. Er gehört niemandem, aber wird von allen genutzt.“
Öffentliche Räume, so Bohlin, sollten nicht um Aufmerksamkeit buhlen. In Erinnerung an sein Projekt mit den Straßenbahnhaltestellen entlang der Hamngatan im Zentrum Stockholms sagt er: Ob es um einen Platz oder eine Bank geht, der gedankliche Ansatz bleibt derselbe. „Man muss bedenken, für wen man gestaltet: Sicherheit, Komfort, Kosten, Akustik, Klima – all das spielt eine Rolle.“

Im Innenhof von Sjövikshöjden in Årstadal, Stockholm, hat Nivå Landskap eine grüne Oase für Begegnungen, Spiel und Mittagspausen geschaffen – mit Bakgård als großzügiger Sitzgelegenheit für Groß und Klein.

Eine Bedingung, die er in das Briefing der Haltestellen aufnahm, war ungewöhnlich: keine Werbung. In einer Zeit, in der Städte von Botschaften überflutet sind, versteht Bohlin Gestaltung als Einladung zur Reflexion und zur Ruhe. „Kinder wachsen inmitten von Lärm und billigen Produkten aus schädlichen Materialien auf. Sie bekommen kaum die Chance, Qualität zu erleben, und verlernen so, ihren Wert zu erkennen. Wir alle brauchen mehr gute Gestaltung um uns. Sie prägt, wie wir die Welt wahrnehmen.“
Bohlins Denken über Qualität, Beständigkeit und Materialpräsenz erinnert uns daran, dass öffentliche Räume – wie Bakgård selbst – das Private und das Gemeinsame verbinden können. Das Alltägliche und das Bleibende.
Und in jenem stillen Garten in Gustavsberg steht das ursprüngliche Bakgård noch immer. Das Holz ist sanft zu einem silbrigen Grau verwittert. Die Liege, eine Variante aus derselben Serie, ist bis heute Bohlins liebster Platz für eine Ruhepause im Schatten des Geißblatts.
„Wir alle brauchen mehr gute Gestaltung um uns. Sie prägt, wie wir die Welt wahrnehmen.“



Bakgård ist in zwei Längen erhältlich und kann unbehandelt oder lackiert bestellt werden.